November, November – noch nicht ganz Dezember.
Das ist noch kein richtiges Gedicht, beschreibt doch aber ein bisschen das Problem: Der November ist ein chronisch vernachlässigter Monat. Schon kein goldener Herbst mehr, sondern meistens nur noch grau; nicht der Weihnachtsmonat Dezember und erst Recht nicht Januar, der Monat des vielverheißenden Neujahr.
Genießen wir trotzdem einige Novembergedichte. Und wenn Sie es lieber allgemein mögen, vielleicht werden Sie ja bei den Herbstgedichten fündig?
Viel Spaß!
Die Gedichte
Novembergedicht #1
Wir schauen betreten zu Boden
wir hatten’s gehofft, und zwar doll:
dass die diesjährige Episode
des Winters mal ausfallen soll.
Stattdessen ist jetzt schon November.
Klar, funktionell ist’s noch irgendwie Herbst.
Doch er schmeißt sich schon in kalte Gewänder –
es ist bitterfrostig, kein Scherz.
Naja, so ist wohl der Lauf der Dinge.
Das Jahr wird älter, vergeht.
Man zählt eigene Altersringe,
und hofft, dass man den Rest übersteht.
Der erste Advent
Der November hat mal angemerkt,
dass wirklich sehr, sehr viele Leute
bei der Frage, wann er vorbei sein soll,
antworten „am besten heute!“
Woran das liegt, ist ihm nicht klar
aber auch nicht, was an ihm gut sein soll.
Der Oktober ist bunt, der Dezember toll:
Im November ist das Gute rar.
Doch was die halbe Welt verkennt:
Im November ist meist schon Advent!
Im November mahlt man Korn zu Schrot
und erst im Dezember ist das Jahr dann tot.
Na gut, ansonsten ist er ziemlich steinig.
Aber immerhin nicht Februar!
Da ist sich wirklich jeder einig:
Das ist der schlimmste Kerl im Jahr!
Grauer November
Wir schauen Tag und Nacht zum dunklen Horizonte
die Sonne scheint für immer fort zu sein.
Es scheint Jahre her, dass man hier noch konnte
auf der Terrasse sitzend trinken süßen Wein.
Der November vermag uns nicht viel bereiten
Am Himmel steht kein richtungsgeb’ner Stern.
Vielleicht müssen wir heut‘ unsre Horizonte weiten.
Doch der Weg zum Frühling schien uns nie so fern.
November
Es fröstelt an den Fingerkuppen
und es soll wirklich noch nicht Winter sein?
Schon nachmittags glühen fernlings sichtbar Swingerfluppen
vor den Nachtclubs, man geht schnell wieder hinein.
Der erste Pelz wird rot besudelt
schon tausend haben sich Erkältungen zugezogen
die Stadtspringbrunnen haben ausgesprudelt
der erste Frost – städtischerseits – ist längst erwogen.
Und während also Blätter sich verkleidend
rot vor Scham vom Baume flattern
und dann tot und matschigbraun am Boden leidend
weil Autos über ihre Körper knattern –
Während also all dies längst passiert
und uns der November schmutziggrau verprügelt
kommt der Winter mit dem Knüppel schon flaniert
der uns den Traum vom letzten Sommer restlos niederbügelt.
Novemberrhein
Ich geh am Rheine im November
Novemberrhein, Novemberrhein
dann muss ich plötzlich grundlos spei‘n,
und fall in den Rhein hinein.
Ich treibe fort und fort und fort
und mit mir auch das alte Jahr
im nächsten treibe ich mehr Sport
wer’s glaubt, wird selig.
Das ist wahr.
Wenn November im Frühling wäre
Wenn mitten im Frühling November wär
dann fräße jeder Lachs nen Bär
dann wär Allerheiligen nicht mehr
im Herbst, das wöge nicht sehr schwer.
Aber dann wären auch die Tiere wild
denn gerade herrschte noch das Bild
aufkeimender Wärmlichkeit –
und dann ein Wetter, wo es schneit?
Der November ist zu Glück im Herbste
das ist für alle wohl das fairste
und selbst wenn er manchmal etwas grau:
In den Herbst passt er halt ganz genau.