Der Bratapfel – Das Gedicht

Essen Sie gerne Bratapfel? Das deutsche Volk im Allgemeinen ganz sicher, denn bei „Der Bratapfel“ handelt es sich um ein Gedicht aus dem Volksmund, das jedes Jahr zur Weihnachtszeit tausendfach gesucht, gelesen und geliebt wird. Es ist unklar, von wem und von wann es stammt – aber macht nix: Hier dürfen Sie es trotzdem genießen (gerne auch mit Ihren Schüler*innen, falls Sie Lehrer*in sind :-))

Dieses Gedicht gehört zu den bekanntesten Werken deutscher Lyrik – hier finden Sie mehr berühmte Gedichte.

Fünf Bratäpfel, gefüllt mit heißen Kirschen, auf einem braunen Teller, der wiederum auf einem Tuch oder einer Decke angerichtet steht.
Ein schlechter Bratapfel ist ein Gericht –
ein guter hingegen ist ein Gedicht.
Foto von Elena Leya auf Unsplash

Falls Sie wollen, finden Sie hier noch mehr Weihnachtsgedichte für Kinder und hier einige Weihnachtsgedichte von Rilke.

Viel Spaß!

Das Gedicht

Kinder, kommt und ratet,
Was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt!
Bald wird er aufgetischt,
Der Zipfel, der Zapfel,
Der Kipfel, der Kapfel,
Der gelbrote Apfel.

Kinder, lauft schneller;
Holt einen Teller,
Holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
Für den Zipfel, den Zapfel,
Den Kipfel, den Kapfel,
Den goldbraunen Apfel.

Sie pusten und prusten,
Sie gucken und schlucken,
Sie schnalzen und schmecken
Sie lecken und schlecken
Den Zipfel, den Zapfel,
Den Kipfel, den Kapfel,
Den knusprigen Apfel.

Gedanken zum Gedicht

Okay, ja, okay, na gut. Wenn es sein muss, dann sprechen wir jetzt über dieses Bratapfel-Gedicht. Eins vorweg: Ich bin überhaupt nicht hier, um über irgendwelche Uneindeutigkeiten zu sprechen. „Bayrisches Volksgut“ soll das sein und der geneigte Leser fragt sich vielleicht, ob es hier wirklich um die „Himmelskartoffel“, wie man in Norddeutschland sagt, geht, oder nicht irgendwo in irgendeinem erzkatholischen Dorf…

Ich finde es durchaus erstaunlich, dass dieses niedliche kleine Gedicht diesen berühmten Status erreicht hat. Wenn es Sie interessiert: Der Bratapfel wird bei Google ungefähr so häufig gesucht, wie „Weihnachtsgedichte von Rilke“, und der ist immerhin ein sehr berühmter Dichter. Sehr, sehr berühmt. Irgendwo in diesem niederdeutschen Staat hat also vor unbestimmter Zeit ein Mensch – zum Beispiel eine Frau oder ein Mann – dieses Gedicht verfasst. Warum hat er/sie nicht seinen Namen daruntergeschrieben? Warum wurde das nicht übermittelt? Die Kinder- und Kindeskinder dieser Person könnten Millionäre sein, würden ewige Tantiemen kassieren, bei diesem monatlichen Suchvolumen!

(Ein findiger Leser wies mich daraufhin, dass der Bratapfel möglicherweise von Emily und Fritz Koegel stammt, die es entweder geschrieben, oder aber 1902 das erste Mal in einer Art Anthologie veröffentlicht haben. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir es nicht sicher wissen).

Nun – das sind doch die wahren Fragen. Was gibt es schon groß zu interpretieren, bei diesem süßen, kleinen, unschuldigen Gedicht? Ach ja, er ist erst gelbrot, dann goldbraun, dann knusprig – eine einfache Progression, die mir schon gefällt. Es ist eben ein Kindergedicht. Die Chance ist wahrscheinlich groß, dass Sie es für den Grundschulunterricht gesucht haben, oder? Geben Sie es zu! Sie sind Grundschullehrer*in und hatten wohl gehofft, einfach nur das Gedicht zu finden, statt solcher unnützer zusätzlicher Texte – nicht wahr? Aber so einfach macht es Ihnen der Gedichtefreund nicht.

Dieser nicht!

Hier müssen Sie noch eine kleine Persiflage ertragen:

Kinder, kommt und ratet
was uns alle bratet!
Hört, wie’s wärmt und hitzt
schon kommt ums Eck gezischt
der Hindel, der Handel,
der Findel, der Fandel, der Klimawandel!

Jetzt wurde es auch noch politisch. Und dabei wollten Sie nur ihr schönes Bratapfel-Gedicht. Bitte verzeihen Sie. Wenn Sie nachhaltig sauer sind, schreiben Sie mir gern unter tobi@gedichtefreund.de , dann bekommen Sie einen kostenlosen Zweizeiler zu einem Thema ihrer Wahl. Frohe Weihnachtszeit!

Noch ein paar Ergüsse

Wo Sie schonmal da sind, gönnen Sie sich noch ein paar Sekunden für einige Kindergedichte aus der Feder des Gedichtefreunds.

Das Ferkel

Ein Ferkel sprach: „Oink oink!“
und sprang über die Mauer.
Es tat ein lautes DOINK
und das Ferkel sagte „Aua“.

Müllmaus

Bei der Mülltonne vor unsrem Haus
da steht ein Blumenkübel,
darin wohnt eine kleine Maus,
die Tonne stinkt, der Maus ist übel.

Platsch!

Wir hüpfen durch den Regen
und wir machen Quatsch.
Wenn es lang genug geregnet hat
dann hüpfen wir durch Matsch!

Wir hüpfen dann nach Hause
unsere Stiefel ziehn wir aus.
Dort machen wir ne Pause
und geh‘n bald wieder raus!

Wir hüpfen dann ins Bette
und träumen süß vom Matsch.
Am nächsten Morgen, jede Wette
sind wir wieder draußen – Platsch!

Wir hüpfen durch den Regen …