Herbstgedichte

Herbstgedichte beschreiben die Jahreszeit, die nicht nur mit dem nahenden Ende des Jahres, sondern auch mit dem nahenden Ende des Lebens in Verbindung gebracht wird. Nicht immer jedoch muss alles traurig sein, was Herbst ist!

buntes Laub auf dem Boden als Symbolbild fĂŒr die Herbstgedichte.
BlĂ€tter, bunt und ĂŒberhaupt nicht schlicht,
Protagonisten oft im Herbstgedicht.
Foto von Jeremy Thomas auf Unsplash

Hier finden Sie lebensbejahende Herbstgedichte neben traurigeren, blÀtterfarbenfrohe neben regenwolkengrauen.

FĂŒr alle anderen Jahreszeiten schauen Sie hier: Wintergedichte, Sommergedichte, FrĂŒhlingsgedichte.

Und weil der Herbst immer auch Vorbote des Abschied ist: Abschiedsgedichte

Allgemeine Herbstgedichte

LĂ€ngere Herbstgedichte

Kein ZurĂŒck

Mit jed‘ verwelktem Blatt verrinnt er
der Herbst, muss sich beeilen, denn mitnichten
hat er schon erzÀhlt alle Geschichten.
Mit den allerletzten FĂ€den spinnt er
unsre MĂ€r‘ zu Ende, ehe kommt der Winter.

Und wie hieß es lĂ€ngst, wir mĂŒssten schauen
dass wir Freunde haben, nicht allein zu sein.
Wir wĂŒrden uns in diesem Jahr kein Haus mehr bauen
und wenn Wind und Regen alles rauen
wĂŒrden trockne BlĂ€tter reiben auf unsrer nackten Haut.
Drum atmet nochmal krÀftig ein
die feuchte Luft, so wird euch scheinen
sie wird euch mit euch selbst vereinen.
Wagt es ruhig, ihm nachzuweinen
trinkt noch einmal seinen Wein.

Denn ist der Winter erst gekommen
gibt es nie mehr ein ZurĂŒck.
Der letzte Rest wird uns genommen
es ist des Jahres schwerstes StĂŒck.
Alle Bilder sind am Jahresend‘ verschwommen.
Und dann ist alles wieder neu.
Zum GlĂŒck.

Ein Mann verweht

Herr Kortekamp hat festgestellt:
Etwas ist anders, als es jĂŒngst gewesen.
Es hat sich was verÀndert auf der Welt
in der Zeitung konnte man nichts davon lesen.

Zum Beispiel, glaubt er, riecht es morgens kĂ€lter –
nach Farbe, Reif und klammen FĂŒĂŸen.
Das Jahr sieht fĂŒr ihn aus als wĂŒrd‘ es Ă€lter.
Der Winter scheint von fern zu grĂŒĂŸen.

Zwischen Tropfentau und Sonnengold
warten Spinnen in den Netzen
mit erstaunlicher Hoffnung und Geduld
auf allerletzte Fliegenfetzen.

Äpfel liegen zu hunderten im Garten
waren die gestern nicht noch grĂŒn?
Er muss gar nicht mal so lange warten
dann kann er Eichhörnchen die NĂŒsse sammeln sehn.

Abends fĂ€ngt es frĂŒher an zu dĂŒstern
und in den dunkelgrĂŒnen Wegen
fliegt herum ein leises FlĂŒstern.
Es sucht sein Ziel, versucht zu schweben,
geht dort hin, wo er jetzt noch steht –
bis es mit ihm im Wind verweht.

Ein herbstlicher Wald, die untergehende Sonne scheint durch die BĂ€ume hindurch.
Das Licht lugt durch die Äste
der warmen Tage letzte Reste.
Foto von Erik Witsoe auf Unsplash

Herbsttag

Herr,
wann ist Zeit?
Ich bin nicht gerade groß
ich besitze schon sechzehn Rolexuhren
und trotzdem ist bei mir nichts los

Mir fiel letztens das Wort fĂŒr Obst nicht ein
meine sĂŒdlĂ€ndische Frau hat stĂ€ndig ihre Tage
sie ist mir nicht mal böse wenn ich jage
nach sĂŒĂŸen Frau’n und schwerem Wein

Einen freundschaftlichen Joint baut mir schon lange keiner mehr
fĂŒhl mich allein, das wird wohl lang so bleiben
kann nicht mal „Opst“ mehr richtig schreiben
in meinem Kopf geht’s hin und her
unruhig wandern, wenn die BlÀtter treiben.

(Ein Parallelgedicht zu „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke)

Das erste Blatt

Der Bauch ist voll vom Speiseeis.
Schon zwölf Mal leichter Sonnenbrand.
Es verabschiedet sich entspannt
der Sommer, und ganz leis.
Noch ist es nur ein zartes Wispern
ein Windstoß, stĂ€rker als zuletzt,
die Vögel zwitschern heiser, flĂŒstern,
dass er bald kommt, vielleicht schon jetzt.
Es ist okay, es darf passieren!
Wir sind schon sommersatt.
Das erste Mal im T-Shirt frieren –
da fÀllt auch schon das erste Blatt.
Und der Herbst kommt in die Stadt.

Kurze Herbstgedichte

Sehr kurzes Herbstgedicht

Noch ist nicht jedes Blatt gefallen
ein paar krall’n sich noch fest
solang die Kinderjubel schallen
so hat das Jahr noch Rest.

Verdammter Herbst!

Herbst ist wenn man’s Licht anmacht,
weil’s viel zu frĂŒhe dunkel wird.
Herbst ist, wenn man trotzdem lacht,
obwohl man verdammt nochmal friert.

Ideen

Ampelfarbene Alleen
neblig dunstende Waldseen
hier einfach nur zu stehen
vielleicht paar Schritte gehen
und mit dem Winde zu verwehen:
So darf es geschehen.

Das Gedicht "Ideen" mit Filzstift aufgemalt.
Noch ein Herbstgedicht.

Nackte Äste

Nackte Äste zittern
bald kommt Kalt.
Die BĂ€ume wittern
den eisigen Wald.
Mancheiner sehnt sich
nach Sonne und Blatt
doch weiß ein jeder:
andre Zeit begonnen hat.

SpÀter Herbsttag

Illustre Schemen
unruhige Alleen
glitzernd letzte Strahlen
von vielem nur noch Schalen:
Alles zieht zurĂŒck, in sich hinein.
Ein letzter Blick. Ein letzter Schein.
Ein letztes Sein.

Herbstgedichte fĂŒr Kinder

Noch mehr Kindergedichte.

LĂ€ngere

Der Herbst kommt

Fuchs schaut auf zum Himmelszelt:
gelb, orange und fuchsendrot –
bunt geworden ist die Welt.
Der Fuchs ist in ErklÀrungsnot.

„Wer hat die BlĂ€tter angemalt?“,
fragt der Fuchs ins Tieresrund.
„Sie sind so schrumpelig und alt“,
tut da auch der Igel kund.

„So schön und doch so traurig auch“,
sagt der Dachs und schĂŒttelt sich.
von Westen kommt ein kalter Hauch,
und mit ihm Peer, ein Eulerich.

„’s ist der Herbst“, verkĂŒndet Peer,
„bald werden schon die BlĂ€tter treiben:
wer jetzt kein‘ Bau hat, baut sich keinen mehr,
wer wechselwarm ist, sollte sich warm kleiden.“

das hören Igel, Fuchs und Dachs,
und sie fangen an zu tuscheln,
und – so ist es, ohne Flachs –
sich ganz eng aneinand‘ zu kuscheln.

Matsch

Matschiger Boden, spring ich rein?
Mama ruft: „Lass das bloß sein!
Du hast doch keine Stiefel an!“
Ich nehme trotzdem Anlauf, dann
knalle ich toll in den Matsch
Schuhe nass uns schmutzig – Platsch!

„Nicht so schlimm“, ruf ich ihr zu
„die WĂ€sche wĂ€schst du doch im Nu!“
Mama sagt „So eine GrĂŒtze!“
Ich springe in die nĂ€chste PfĂŒtze.
In Matsch hĂŒpfen muss jeder mal –
und jetzt ist’s doch auch schon egal.

Die Mama sagt

Die Mama sagt:
Kind, zieh dir die Jacke an!
Draußen regnet’s gleich –
doch du rennst im Pulli raus
bist doch nicht windelweich!

Die Mama sagt:
Kind, setz dir die MĂŒtze auf!
Draußen weht ein Wind –
doch du rennst ohne Deckel raus,
bist doch kein kleines Kind!

Die Mama sagt:
Kind, bind dir den Schale um!
Draußen fröstelts schon –
doch du rennst nackten Halses raus,
bist doch kein Frostbeul-Gnom!

Die Mama sagt:
Kind, liegst jetzt mit Grippe flach!
Ich hab’s dir ja gesagt –
du grummelst leis‘ im Bett herum,
hĂ€tt’st du mal nicht geklagt!

Rot, gelb, grĂŒn, braun

Rot, gelb, grĂŒn, braun
es ist so wunderschön
die bunten BlÀtter anzuschaun.

Gelb, grĂŒn, braun, rot
jeder Vogel ist jetzt
ein echter Sturmpilot.

GrĂŒn, braun, rot, gelb
dunkelgraue Wolken
so hĂŒbsch am Himmelszelt.

Braun, rot, gelb, grĂŒn
ich freu mich doch jetzt schon
dass bald die Blumen wieder blĂŒh’n.

Regennass

Regennass, Regennass
hui was macht der Regen Spaß!
Kleider nass, Haare nass,
Schuhe, Socken, Zehen nass,
Regennass, Regennass
ich springe raus und sag euch was:
hui was macht der Regen Spaß!
Es ist das reinste Wasserfass
Alles, alles, alles nass!
Und bald geh ich wieder rein:
Umziehn, fönen, fein!

Goldene Herbsteszeit

Jetzt ist es wieder mal soweit
es war auch allerhöchste Zeit
die Birnen leuchten weit und breit
schnell pflĂŒck sie ab, bevor es schneit.

Im Hause wohnt ein alter Mann
der niemals lieb nicht seien kann
sein Vater wohl, der war recht nett
den trug man ihn sein Erdenbett

Egal, all wer hier laufen kann
der renne fort vom bösen Mann
und seinem Haus, und seinen Baum
die Birnen schmecken, welch ein Traum!

Er hÀlt sie vielleicht streng verwahrt
doch das Birnenfleisch, so weich, so zart
da kann keiner widerstehen nicht
die sind halt einfach ein Gedicht!

(Dieses Gedicht erinnert sie vielleicht an etwas)

Herbsttag fĂŒr Kinder

Papa, es ist Zeit! Wir mĂŒssen lĂ€ngst schon los
Leg die Fernbedienung weg
denn meine Vorfreude ist groß!

Schwing dich endlich in das Auto rein
ich warte schon so viele Tage!
Fahr jetzt zur Autobahn und jage
schnell hin zum Apfelhain.

Denn wer jetzt keinen Hunger hat, der pflĂŒckt bald keinen mehr
wer jetzt nicht mitmacht, der hat ein leeres Nest,
wird hoffen, dass man ihm was ĂŒbrig lĂ€sst
mein Herze ist vom GlĂŒck so schwer –
denn heut ist es: Das Apfelerntefest!

Gedichte zu den Herbstmonaten

Septembergedichte

September ĂŒberlegt es sich

Die Hitze des Sommers wirkt noch nach,
den nahenden Winter noch nicht sehend,
bitten wir September fast schon flehend,
ob er uns auch bietet noch ein warmes Dach.

„Vielleicht“, so sagt September uns ganz leise,
„vielleicht bring ich euch noch mal WĂ€rme satt.
Doch vielleicht nehm‘ ich euch mit schon auf die Reise,
und zeig euch, was der Winter fĂŒr euch hat.“

Leg los!

Man sagt, du seist so golden.
Man sagt, du bringst noch etwas Sonn‘.
Du wÀrest allen, selbst Unholden,
des Jahres letztes Sahnbonbon.

Dann leg mal los, lieber September!
Bisher bist du ziemlich kalt.
Sei noch einmal WĂ€rmespender
bevor der Winter sich uns krallt.

Braunes Laub, mit Tropfen bedeckt, auf dem Boden.
Ich glaub, ich glaub, ich glaub
hier liegt wohl Eichenlaub.
Foto von Daniel Frank auf Unsplash

Ein Wolf

Auftritt: Ein Wolf, in herbstlich Wald.
LĂ€uft ganz locker zwischen Kiefern.
Hat etwas Hunger, ihm ist auch etwas kalt.
Die nÀchste Jagd muss liefern.

Die BlÀtter fallen auf seinen Pelz.
Das findet er so so, la la.
Wolf, wenn du dich darin wÀlzt
weiß man schon, der Herbst ist da.

Aber das ist jetzt nicht wichtig.
Die Jagd, die Jagd, und nur die Jagd.
Wir lernen nun, es ist wohl richtig:
Was man ĂŒber den Wolf in Deutschland sagt.

Hase, Reh, und alles Vieh
ist zu schnell, so viel zu schnell.
Er versucht es, doch er kriegt sie nie:
Zum GlĂŒck sind andere zur Stell‘.

So fÀllt er in den Zaune ein.
Reißt ein Schaf, dann noch vier mehr.
Das war nicht nur Hunger, nein.
Das Reißen gefiel ihm zu sehr.

So ist es schwer um ihn bestellt:
Klar, dass man ihn so ungern akzeptierte.
Er sehnt sich nach der alten Welt
in der er es war, der triumphierte.

Oktobergedichte

Oktober

Die Zeit ist nun schon nicht mehr aufzuhalten
die BlÀtter fallen leise zum Beweis.
Es hilft nun nicht mehr uns‘re HĂ€nd zu falten
der Winter naht, und er naht nicht leis‘.

Zwar hat Oktober noch ein gold‘nes HĂ€ndchen,
mit dem er uns ein sĂŒĂŸes Bild beschert.
Doch lauter Sturm singt uns derweil ein StÀndchen
uns die Erinnerung an warme Tag‘ verwehrt.

Über Wind und Regenwetter woll‘n wir klagen
mit dem er uns so manches Male quÀlt.
Doch vielleicht werden wir in wen’gen Tagen
merken dass uns der Oktober jetzt schon fehlt.

Halloween

Oktober ist auch Zeit der Geister
und aller, die sich Monster nennen.
Halloween, so heißt der Gruselmeister,
am Modergeruch kannst du’s erkennen.

Zwar ist das nichts, was wir hier feiern,
aus Amerika, da kommt es her,
doch wenn Werwölfe und Zombies geiern,
fÀllts das Mitmachen nicht schwer.

Drum lasst und ganz am letzten Tage
Dieses Monats nochmal kindisch sein:
Dabei sein bei monströser Plage
und gruselige Dinge schrein.

Hier gibt es mehr Monster- und Halloweengedichte – aber nicht fĂŒr Kinder geeignet

EichelmÀnnchen und Eichelweibchen

Es ging einmal ein Eichelmann
zu einem Eichelweibchen hin
und sagte, „lief so schnell ich kann
zu dir, denn hab nur dich im Sinn!“

Das Eichelweib nahm ihn in‘ Arm
und hatte ihn ganz lieb
nahm ihn in seine Stube warm
damit nÀchstjahrig neue Eichen gibt!

Novembergedichte

Grauer November

Wir schauen Tag und Nacht zum dunklen Horizonte
die Sonne scheint fĂŒr immer fort zu sein.
Es scheint Jahre her, dass man hier noch konnte
auf der Terrasse sitzend trinken sĂŒĂŸen Wein.

Der November vermag uns nicht viel bereiten
Am Himmel steht kein richtungsgeb’ner Stern.
Vielleicht mĂŒssen wir heut‘ unsre Horizonte weiten.
Doch der Weg zum FrĂŒhling schien uns nie so fern.

Novembergedicht #1

Wir schauen betreten zu Boden
wir hatten’s gehofft, und zwar doll:
dass die diesjÀhrige Episode
des Winters mal ausfallen soll.

Stattdessen ist jetzt schon November.
Klar, funktionell ist’s noch irgendwie Herbst.
Doch er schmeißt sich schon in kalte GewĂ€nder –
es ist bitterfrostig, kein Scherz.

Naja, so ist wohl der Lauf der Dinge.
Das Jahr wird Àlter, vergeht.
Man zÀhlt eigene Altersringe,
und hofft, dass man den Rest ĂŒbersteht.

Verdorrte BlÀtter an einem Birkenast.
Der Ast einer herbstlichen Birke
auf dass diese Seite noch herbstlicher wirke.
Foto von Chengming WANG auf Unsplash

Igel sucht Unterschlupf

Eichhörnchen sucht NĂŒsse
Einsame Menschen letzte KĂŒsse
der Igel sucht sich Unterschlupf
die Hausfrau Marmorgugelhupf
die BĂ€ren suchen sich noch Lachse
eine Fettschicht fressen sich die Dachse
die Fische sinken langsam tiefer
der Allergiker schnupft letzten Schniefer –
so macht ein jeder sich bereit
im November, wenn der Winter drÀut.