Johann Wolfgang von Goethe – Maifest / Mailied

Goethes „Maifest“, oft auch „Mailied“ ist ein wohl autobiografisches und gleichzeitig wohl das bekannteste Liebesgedicht Goethes. Es wurde 1775 verfasst und durch beschreibt Goethes „Liebe zu einem Mädchen, durch welches Natur und Seele, sowie Landschaft und Mensch für ihn zu einer Einheit werden.“ (Antikörperchen).

Dieses Gedicht gehört zu den bekanntesten Werken deutscher Lyrik – hier finden Sie mehr berühmte Gedichte.

Einige lila Blüten der Berg-Blaulilie, die ähnlich auch Goethe in seinem Maifest-Gedicht beschreibt, vor unscharmem Hintergrund.
Ob Goethe in seinem Mailied auch über die kasachische Berg-Blaulilie berichtete, wie sie hier zu sehen ist?
Foto von Liu auf Unsplash

Hier finden Sie den Text des Gedichts sowie einige Gedanken dazu. Hier finden Sie mehr Goethe-Gedichte, hier mehr Gedichte über den Frühling und warum nicht auch ein paar Blumengedichte?

Viel Spaß!

Das Gedicht

Wie herrlich leuchtet
mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
aus jedem Zweig
und tausend Stimmen
aus dem Gesträuch.

Und Freud und Wonne
aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
wie Morgenwolken
auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
das frische Feld,
im Blütendampfe
die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst Du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
und Morgenblumen
den Himmelsduft,
wie ich dich liebe
mit warmem Blut
die du mir Jugend
und Freud und Mut
zu neuen Liedern
und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
wie du mich liebst!

Gedanken zum Gedicht

Dies hier wird sicherlich kein lyrisch-wohlwollender deep dive – so einen finden Sie in anderen Veröffentlichungen bzw. Websites deutlich besser.

Goethes Maifest – in manchen Veröffentlichungen hieß es auch Mailied – ist für mich eines dieser berühmten, historischen Gedichte, wo sich mir ein dickes Fragezeichen aufdrängt. Oder so ein gewisses Schulterzucken. Oder zumindest dieser Gesichtsausdruck, bei dem man den Kopf ein bisschen schief legt, die Unterlippe einzieht und vielleicht ein bisschen die Augenbrauen anhebt. Oft auch mit Schulterzucken verbunden.

Was ich damit sagen will: Das Gedicht fixt mich auch beim zwanzigsten Mal nicht an. Es fühlt sich im Gegensatz zu anderen lyrischen Werken Goethes, pardon, einfach total plump an. Nehmen Sie nur den Zauberlehrling, oder den epischen Prometheus, oder den gruseligen Erlkönig. Das ist doch Lyrik für die Ewigkeit! Das ist doch Lyrik nicht nur um der Lyrik willen, sondern um Geschichten zu erzählen, zu bewegen, und „zum Nachdenken anzuregen“, wie der durchschnittliche Abiturient es formulieren würde.

Das „Mailied“ liest sich im Vergleich wie das schüchterne Liebesgedicht eines 19jährigen, der glaubt, ein Dichter zu sein (ich weiß wovon ich rede, ich war auch mal einer), der sich aber nicht mehr mit pubertären Hormonstörungen herausreden kann.

Ich weiß, ich weiß das ist ein bisschen polemisch. Es sind sicher hier meisterhafte Reime gereimt und rhetorische Figuren außerordentlich rhetorisch figuriert worden, außerdem war der gute Goethe halt einfach ein Vorreiter in so vielem, sicher auch in Lyrik wie dieser. Aber es macht halt trotzdem einfach nicht klick. Im Gegensatz zu manch anderem Zeitgenossen macht es durchaus häufig klick, wenn ich Goethe lese, sogar überdurchschnittlich häufig (zumindest bei seinen Gedichten), aber hier halt irgendwie nicht.

Falls Sie dies hier gerade lesen und sich mächtig ereifern – darf ich fragen, warum es gerade bei Ihnen hier dann eben doch klick macht? Schreiben Sie mir gern an tobi@gedichtefreund.de, dann können wir ein kurzes Gedichtefreund*in-Mail-Gefecht ausführen, das ich, soviel möchte ich zugeben, zwar wahrscheinlich verlieren, aber trotzdem sehr genießen würde.