Die schlimmste Liebesgeschichte ist die, die fĂŒr immer hĂ€lt: So wird sie mit dem Tod des Geliebtesten Menschen unweigerlich beendet. Sind deshalb alle Liebesgedichte zum Weinen?

Oder las er ein Gedicht ĂŒber gebrochene Herzen?
Foto von Tom Pumford auf Unsplash
NatĂŒrlich nicht. Aber die folgende Auswahl hĂ€lt durchaus einige davon bereit â wenn Ihnen jedoch nicht ausschlieĂlich zum Weinen zumute ist, haben wir auch noch viele weitere Liebesgedichte fĂŒr Sie.
Ganz berĂŒhmt macht es ĂŒbrigens âDer Spinnerin Nachtliedâ von Clemens Brentano vor, bei der die namensgebende Spinnerin ĂŒber den Tod ihres Geliebten weint, oder gerne auch âDas zerbrochene Ringleinâ von Eichendorff, in dem das lyrische Ich sich in Todessehnsucht ergibt, nachdem seine Geliebte ihn unerwartet doch verschmĂ€ht.
Gedichte ĂŒber Sehnsucht und das Vermissen
Sehnsucht, Trennungsschmerz â das sind die Themen der folgenden Gedichtauswahl. Und natĂŒrlich sind Sie alle auch zum Weinen, wenn einem die Stimmung danach steht.
In Hoffnung
Uns trennen nur zwei Kilometer,
oder drei, es könnten tausend sein.
Es ist nur ein paar Stunden spÀter,
vor ein paar Stunden warst du mein.
Anders hast du dich entschieden,
ich kann es einfach nicht verstehen!
wir seien plötzlich zu verschieden
Kann dieser Schmerz nochmal vergehen?
Vielleicht ist noch nicht allâs gesagt.
Ich hoffâ, dass du mich nicht vergisst.
Ich hoffe, dass es an dir nagt.
Ich hoffe, dass du mich vermisst.
Nach einer Hochzeit
Ich bin eigentlich schon zu alt fĂŒr sowas
und viel zu bodenstÀndig.
Und doch erwecktest du ein unbÀndiges
Etwas in mir, das sehr, sehr lange schlief.
Nichts âliefâ bei uns, wie man so sagt,
und doch, ich habâ etwas gewagt, was ich
mich sehr, sehr lang nicht traute. Ich erlaubte mir
verwirrende GefĂŒhle, und schaute
dir in die Augen, deutlich zu tief.
Sind verwirrende GefĂŒhle gut?
Ob sie zu irgendetwas taugen,
ob es eine Art von Mut
ist, wieder zu fĂŒhlen?
Ist das in meinem Alter wieder schick?
Du verdrehtest mir den Kopf.
Ich hoffe nur, du brichst
mir nicht das Genick.

Manch Schmerz vergeht nicht, will mir scheinen.
Foto von Edgar HernĂĄndez auf Unsplash
Leere, gegenĂŒber
Du sitzt mir gegenĂŒber
und schaust auf die Tastatur
nur ich schau stĂ€ndig zu dir rĂŒber
mit fast jedem Ticken der Uhr.
Jedes zwölfte mal blickst du zurĂŒck
und deine Augen treffen die meinen
dann pausiert mir das Herze ein StĂŒck
und schlÀgt weiter im Takt mit dem deinen.
Zumindest denke ich, dass es so ist
denn du schaust schon lÀngst nicht mehr her
bis mein Herz in elf Blicken vergisst
dass es nicht glĂŒcklich hier ist, sondern leer.
10 Jahre
Es sind jetzt zehn Jahre.
Es waren nicht immer wunderbare
Monate, so ohne dich.
Ganz langsam doch erhol ich mich.
Vielleicht wennâs nochmal zehne sind
vielleicht, wenn ich mal habâ ein Kind
werd ich nicht mehr um dich weinen.
Manch Schmerz vergeht nicht, will mir scheinen.
dein haar
ich bin komplett verbogen
denn wir kannten uns nur kurz.
du bist dann weggezogen
ich hatte gehofft, du seist mir schnurz.
warst du nicht, im gegenteil,
du warst mir lieb.
nun ist mein kopf nicht mehr ganz heil
weil ich weiĂ, dass es dich gibt.
ich wÀlze mich im bett umher
frage mich, wo du nun seist.
ich liege gerade, herz liegt quer,
so gehtâs mir kĂŒrzlich meist.
da finde ich ein haar von dir,
blonde locke, kringellang.
ein haar, als du noch lagst bei mir
und ich von ewigkeiten sang.
zwei stunden lang schau ich es an
mein herz, nun wird es munter.
steh auf, ein hemd, die hose, dann
lauf ich zur StraĂe runter.
es ist nicht fern zu diesem hafen
der dich so fern doch brachte.
drei tage reisen, vier mal schlafen â
dass ich bald wieder betrachte.

blonde locke, kringellang.
ein haar, als du noch lagst bei mir
und ich von ewigkeiten sang.
Foto von Jakob Owens auf Unsplash
Das Schiff
Eines Tages: Jemand legte
auf dem Schiff uns einen Brand,
es war in der KajĂŒte.
Und wÀhrend ich nur fegte
und dann liebend bei dir stand
bei dir, du meine BlĂŒte,
da standst nur du nur bei mir.
Ein Rauch drang her
Dann eine Flamme.
Warum jetzt und hier?
Und â wer,
den ich verdamme?
Das Feuer stieg zum Mast
nahm sich das Tuch
des Segels, Asche nur.
Im Meer: Die letzte Rast.
Liebe ist ein Fluch.
Nie wieder, so mein Schwur.
Ich schwamm. Ich schwamm.
Mit MĂŒhe fand ich Stein.
Lag dann keuchend auf dem Riff.
Lag lange dort, und irgendwann,
sah ich, noch fern und klein,
am Horizont ein neues Schiff.

Gedichte ĂŒber Liebe und Schmerz
Liebe und Schmerz liegen nah beieinander, das wussten schon die Ărzte (aus Berlin). Hier ein paar Gedichte zu der Thematik.
Es passiert
Es passiert, wenn hier ein Puzzleteil
plötzlich zu den andren passt.
Es schmerzt, bei so vielen Details,
weil du mich verlassen hast.
Es passiert, wenn ich irgendwo
unter Menschen bin, auch als Gast,
ich spiele nur, als wÀr ich froh,
weil du mich verlassen hast.
Es passiert, wenn ich berĂŒhre
die Spitze eines dĂŒnnen Asts.
Es schmerzt, wenn ich nur etwas spĂŒre,
weil du mich verlassen hast.
Es passiert so gut wie immer.
Jeder Tag ist eine Last.
Ich warte auf den Hoffnungsschimmer,
seitdem du mich verlassen hast.
Du schlÀfst weiter
Es ist irgendwie nicht mehr das, was es mal war.
Wenn ich dich anschaue, fĂŒhle ich nicht mehr das Gleiche.
FrĂŒher warst du â selbst wenn du woanders warst â so nah.
Nimmâs mir nicht ĂŒbel, wenn ich jetzt die Segel streiche.
Vielleicht kannst du dann woanders neu anfangen
und ich auch, da mach ich dir nichts vor.
Ich stehe auf, streichle noch einmal deine Wangen
du schlĂ€fst weiter, weiĂt von nichts, so wie zuvor.

du schlĂ€fst weiter, weiĂt von nichts, so wie zuvor.
Foto von Soragrit Wongsa auf Unsplash
Dass du gehst
Ich schÀtze ich wollte, dass du gehst.
Dass du all die kruden Wege die ich in mir gehe
endlich verstehst.
Ich schÀtze ich wollte diese Zeit.
Doch war ich fĂŒr das was sie fĂŒr dich bedeutete
noch nicht bereit.
Ich schÀtze ich wollte, dass du gehst.
Und hoffe dass du endlich gerade schauen kannst
und dich nicht nach mir umdrehst.
Bin fĂŒr dich
Bin fĂŒr dich rank
Bin fĂŒr dich schlank
Bin fĂŒr dich nackt
Bin fĂŒr dich krank.
Bin fĂŒr dich neu
Bin fĂŒr dich treu
Bin fĂŒr dich akt
Bin fĂŒr dich scheu
Bin fĂŒr dich geboren
Bin fĂŒr dich geschoren
Bin fĂŒr dich dumm
Du bringst mich um.
Pappkarton
Du verbrennst mit einem Knall
wie ein Traum aus Altpapier
in dem wir zusammen lebten
mein Pappkarton: Gehörte dir.
Aus dem du unablÀssig Luft absaugtest
bis die WĂ€nde sich einbogen.
Dass das Vakuum sich irgendwann mit Liebe fĂŒllen wĂŒrde:
War gelogen.
Zum GlĂŒck kam irgendwann der Riss
in der Pappe, dann der Brand
und da knieten wir, voll RuĂ und Asche:
Und haben uns nicht mehr erkannt.
Versinken
Ich erwache in einem Fluss
zwischen Fischen und Getier
und auf dem Grunde, tief im Schlamm:
Da stecken wir.
Wir sind dort eingegraben, bis zum Hals,
wir schlafen, mein Kopf in deinem Haar,
das, in der weichen Strömung wallend,
grĂŒn und alt geworden war.
Ein Schwarm nÀhert sich langsam,
Ein Fisch verfÀngt sich dort, nagt dann
mit laut- und zahnlos schwachen Bissen
deine Kopfhaut testend an.
Erst löst sich nur eine StrÀhne
dann nach und nach das ganze Haar
So stecken wir zu zweit im Schlamm,
noch immer nah, doch kahl und bar.
Dann öffnen sich ganz langsam unsre Augen
ich schwimme fort, lass uns alleine.
Und nur im Augenwinkel kann ich sehen
wie ich versinke, still, und weine.
Der Soldat
âIch bin sĂŒchtig nach diesem MĂ€dchenâ,
sagt der Soldat im Zug,
dann dreht er weiter RĂ€dchen,
sich selbst, falls man mich frug.
âIch geh kaputt wenn die mich verlĂ€sstâ,
mit wem er wohl spricht,
ist eigentlich nicht mein GeschÀft,
das MĂ€dchen ist es wohl nicht.
âEgal Digga, lass mal wieder zocken!â,
sagt er darauf, ist wohl ein Kumpel,
vielleicht kann der ihn ja ins GlĂŒcke locken
wenn mit der Frau gibtâs ein Gerumpel.

Dass du all die kruden Wege die ich in mir gehe
endlich verstehst.
Foto von Tiago Bandeira auf Unsplash
Ich bin die ruhige Kugel
Manchmal glaube ich
dass du mich nicht liebst
sondern du mit mir
eine ruhige Kugel schiebst
es ist halt sicher und gewohnt
du kennst mich lange, keine lÀnger
doch wenn ich nackt bin
bleibt nur ein HĂ€nger
Deswegen glaube ich
dass du mich halt nicht liebst
aber das ist mir egal
so lange du die ruhige Kugel nicht wegschiebst.
Pfeil und Bogen
Er stand immer schon in deinem Zimmer
du hast ihn nicht benutzt, doch er war da.
Ich nahm ihn wahr, ich sah ihn immer:
Du sagtest âSchatz, ist alles klar.â
Es war auch alles klar, und trotzdem war da dieser Bogen
den du nie wegstelltest, nicht kurz
bist sogar mit ihm umgezogen
mich machte er nervös, dir war es schnurz.
Dann sah ich dich ihn plötzlich spannen â
dann legtest du ihn wieder fort,
doch selbst als wir den Preis fĂŒr das beste Paar gewannen
schienst du immer schon an einem andrem Ort.
Du warst dann hÀufiger in seiner Ecke
spieltest damit rum, ich habâs nicht ĂŒbersehen.
Du nanntest mich noch immer âsĂŒĂe Schneckeâ
den Bogen legtest du nicht weg, ich konnte flehen.
Dann kam ich eines abends zu dir her
in dein Zimmer, ein Pfeil in deiner Hand.
Die Nacht war dunkel, Luft war schwer
und du hast ihn in den Bogen eingespannt.
Du erzÀhltest irgendwas von einer Frau
die ich nicht kannte, es bereite dir auch Schmerz â
du spanntest stÀrker, deine Fingerknöchel blau,
dann lieĂt du los:
Spitze und Ende des Pfeiles bohrn sich in mein Herz.

Gedichte ĂŒber Liebeskummer
Im Prinzip drehen sich alle Gedichte auf dieser Seite auf die ein oder andere Weise um Liebeskummer â Liebesgedichte zum Weinen eben. Aber hier wird es nochmal explizit traurig, fĂŒr all die Verlassenen oder Unerhörten Herzen dieser Welt.
Schlummer
Ich wache auf aus meinem Schlummer
der meinen Kopf so lang umnachtet
mancher nennt es Liebeskummer
wenn man, wie ich, so schmachtet.
Es ist jedoch nicht einzig Trauer,
es steckt auch etwas Freude drin
dass ich, dank dieser TrÀnenmauer,
zu GefĂŒhl noch in der Lage bin.
Splitter
Andere Lippen schmecken fad
hab aus Gewohnheit nur gekĂŒsst
der Asphalt merkwĂŒrdig zart
als ob ich auf ihm schlafen mĂŒsst â
Mein Bett ist wie aus Stein
so wie mein Herz, das nur noch schlÀgt
damit noch fortbesteht der Schein
dass mich irgendwas bewegt â
Jeder Ton reiĂt wie ein Splittern
jede Rose stinkt nach Mist
es platzt aus dunkelsten Gewittern
seit du fortgegangen bist.
Schlag
Gegen die SchlÀfe
in den Magen
an die verschrÀnkten Arme
und ins Herz
nicht mit FĂ€usten
nicht mit FĂŒĂen
nur mit Worten
doch der gleiche Schmerz
Werde blaue Flecken zÀhlen
Wunden lecken, leider lange,
werde nÀchtens deine Nummer wÀhlen
halt dir noch hin die andre Wange
Erst irgendwann ist es vorbei
eines fernen Uhrenschlags
dann werden mir Gedanken frei:
mein Leben ja, ich magâs.

jede Rose stinkt nach Mist
Foto von Falaq Lazuardi auf Unsplash
Wenn
Wenn es ein Wetter gÀbe,
das mich beschreibt
dann wÀr es hitzefrei
bei dem es schneit.
Wenn es ein Essen gÀbe,
das zu mir passt
dann wÀr es Hering
von Milcheis umfasst.
Wenn es ein GefĂŒhl gĂ€be,
das ĂŒber mir hinge
dann wÀr es das Weltall
und zwölf Schmetterlinge.
Denn wenn ich dich sehe:
ein LĂ€cheln, ein GruĂ,
dann tanzt mir das Herz
und weinet konfus.
Mama sagt, das sei Liebe,
unerwiderte, klarâŠ
Wenn ich einem unendlichen Ozean als einiger verbliebener Mensch genau neben dir triebe â
vielleicht nÀhmst du sie wahr?
