Keiner kann schöner sagen, was es heißt, sich zu trennen, als Rilke in seinem „Abschied“-Gedicht:
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Rainer Maria Rilke, „Abschied“
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
Sie finden hier eine wachsende Zahl von Abschiedsgedichten – mal traurig, mal heiter, mal zum Ende einer Beziehung, mal am Ende einer Arbeitsstelle. Wenn Sie jetzt noch nicht finden, wonach Sie suchen – schreiben Sie mir doch einfach.
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Lustige Gedichte zum Abschied einer Lehrerin
Die meisten Kinder sind ja froh, wenn ein Schuljahr rum ist – aber wenn damit auch der Abschied einer geliebten Lehrerin einhergeht, hält sich die Freude mitunter in Grenzen. Oft wird dann ein Gedicht gesucht, um dieser Lehrerin gebührend Lebewohl zu sagen: Und damit es nicht zu dramatisch wird, soll auch der Humor dabei nicht vergessen werden.
Deshalb finden Sie hier zwei lustige Gedichte zum Abschied einer Lehrerin. Vorgetragen von Schülern oder Eltern – wie es gerade passt. Viel Spaß!
Kein mieses Jahr
Wie man es auch dreht und wende:
Jedes Schuljahr nimmt ein Ende.
Manches Jahr wird schnell vergessen
derweil ein andres bleibt stattdessen
(und das ist Ihr Vermächtnis)
für immer im Gedächtnis:
So wie auch dieses.
Denn es war beileib‘ kein Mieses,
fieses, dunkles, sprödes Jahr.
Sind auch die Regeln manchmal starr
in Mathe, Deutsch und allen Fächern,
so hieß es doch von allen Dächern
von unseren Kinder nach der Schule:
„Ich fand das waren wieder coole
Stunden, die wir dort verbrachten.“
Uns was sie so besonders machten,
(und das macht großen Sinn):
Das war die Lehrerin.
Drum danken wir in aller Namen,
der wilden Kinder und der zahmen
für Ihren tollen Unterricht.
Denn so sagte Goethe schon (oder nicht?):
Im Schuljahr brauchen Kinder Wurzeln
damit sie gesund ins Leben purzeln.
Flügel brauchen sie wohl auch
sonst stehn sie später auf dem Schlauch.
All das haben sie gegeben
und, damit’s hier nochmal steht:
mögen sie, sofern das geht,
ohn‘ uns glücklich weiterleben!
Auf Wiederseh’n, Frau Lehrerin!
Auf Wiederseh’n, Frau Lehrerin!
Wir ziehen nun ganz weit dahin,
und machen unser Leben weiter –
wir hoffen, dass wir immer heiter.
Auf diesem Wege nehm’n wir mit
viel Wissen, was sie uns gelehrt,
auf dass es sich mit jedem Schritt
auch weiterhin recht froh vermehrt.
Nun, dann ist es nun wohl Zeit –
weiter warten macht jetzt keinen Sinn:
Für den Abschied ist es schon soweit,
auf Wiederseh’n, Frau Lehrerin!
Abschiedsgedichte für Kolleginnen und Kollegen
Manchmal verlässt uns ein liebgewordener Kollege oder eine noch lieber gewordene Kollegin zu einem anderen Arbeitgeber, oder macht sich selbstständig, oder wechselt in die Familienzeit daheim.
Da kommt natürlich manchmal der Gedanke auf, eine Karte schreiben zu wollen, oder sogar ein Gedicht vorzutragen. Sie finden hier (in Zukunf deutlich mehr) Gedichte zu genau diesem Anlass. Nutzen Sie sie gerne, um sich gebührend zu verabschieden.
Gedicht zum Abschied – Kollegin / Kollege
Ein jedes Gutes hat ein Ende.
Wär auch okay, wenn‘s diesmal das
nicht für dich, sondern für jemand anders fände –
(zum Beispiel für den Chef… nein war nur Spaß!)
Mach’s gut in deinem neuen Leben
vielleicht schaust du ja ab und zu vorbei
möge es für dich tausend schöne Dinge geben
(und für uns die hierbleiben zumindest zwei).
Tschüss, mach’s gut!
Tschüss, mach’s gut, du alte Säge,
sag mal Bescheid, wie es dir geht!
Du warst ein lieber Herr Kollege
auch wenn’s dich fort von uns jetzt weht!
Möge die neue Stelle besser sein –
wenn das überhaupt möglich ist.
Wenn’s dort nicht passt, kommt wieder rein
weil man dich hier nicht gern vermisst.
Weitere Abschiedsgedichte
Ein Abschied kann ganz einfach sein
Ein Abschied kann ganz einfach sein:
Man geht ein Stück zu zweit, und dann allein.
Und er kann auch viel, viel schwerer fallen:
Dann versucht man sich am Andern festzukrallen.
Als du mich verließest, war es irgendwo dazwischen.
Ich lachte eine Träne, dann weinte ich ein Lachen,
dann zog ich an den Stühlen und den Tischen
bereit, in einem neuen Leben aufzuwachen.
Ein sich wiederfindender Weg
Der Weg, er teilt sich, das ist klar.
Doch wird er sich einst wiederfinden?
Man kann sich, und auch das ist wahr,
nicht ewig aneinanderbinden.
Die meiste Zeit ist nun vergangen –
unsre Zeit, so deutlich muss man’s sagen
es wird doch etwas Neu’s anfangen
man muss es nur noch wagen.
Nun nimm den Weg, bleibt nicht mehr stehen,
schreib mir mal wie’s wahr,
und falls wir uns einst wiedersehen
bleiben wir anders – du kennst uns ja.
Doch froh
Aufschub, Nichtwahrhabenkönnen,
den bleibenden, die nicht gehen müssen
nicht das Bleiben gönnen.
Zum Abschluss auf die Wangen küssen
und dann nicht mehr gesehen werden
während das Leben hier so weitergeht:
Wenn man dann daneben steht
ist es, als würde etwas sterben.
Man glaubt, dass man’s ewig vermisst,
bis man sich mal wiedersieht
und im Idealfall doch froh ist
dass man dort nicht länger blieb.
Ein letzter Tag
An einem letzten Tag nimmt man alles ganz anders wahr:
Die Menschen, Geräusche, den Ort und die Sterne.
Das einzigartige Glänzen in ihrem Haar
winkt noch beim Umdrehen aus einer Ferne.
Wenn alles was Abschied, landläufig auch Anfang sei
warum fühlt es sich dann nur nach Weniger an?
So steht man am Abend am Afrikakai
und fragt sich ob schon etwas Neues begann.
Da fährt dann ein Schiff mit zehntausend Kartons
in die Nacht hinein, mit unbekanntem Ziel.
Und in Verstärkung dieses metaphorischen Zwischentons
leuchtet der Mond besonders hell auf meinen Kiel.
Das Papiertaschentuch
Am Bahnsteig: Eine Frau mit Kind.
Eine andere steigt ein.
Sie sieht wohl, dass die erste winkt
sie senkt den Kopf, sie macht sich klein.
Am Gleis sagt jemand etwas durch
das Kind schaut wild in jede Richtung
keine Trauer, keine Furcht,
die Zukunft, sie ist Dichtung.
Dann trabt er los, der alte Stahl,
die Frau darin; sie weinet leis‘.
Am Bahnsteigt regnet’s, Licht wird fahl,
das Taschentuch wird nass, zerreißt.
Stufen, sinnierend
Wenn wirklich jede Stufe
des Lebens sinnvoll ist
und man jedem Abschnitt weise
einen wahren Wert beimisst
dann ist auch jede Reise
Anfang und End‘ zugleich
und jeder Sturz,
ob laut,
ob leise,
endet gut und endet weich.
Über den Rand
Am Ende wartet die Nacht
sie ist mondlos, obschon sternenklar,
und man schwebt, wolkendunstig sacht
durch das, was einmal war.
Die Kindheit, lang zurück,
die Jugend, länger noch gefühlt
das allererste Liebesglück
durch das Leben hat man sich gewühlt.
Und wenn dann alle guten Dinge
gesehen, gehn die Sterne aus
und man fliegt und sieht noch Neptuns Ringe
und geht dann weit über den Rand hinaus.
Adieu
Adieu, das heißt „zu Gott“.
Als sähe man sich niemals wieder
Als spielten Moll nur noch die Lieder
und zwar ein Solo, auf Fagott.
Dabei bleiben uns noch viele Tage
aber ja, das ist nicht viel.
Als würde nur ein letztes Spiel
uns bleiben, nah dem Grabe.
Lass uns diese Tage ehren!
Und all die andren Tage lenken
insofern, dass wir an uns denken:
du denkst an mich, ich denk an dich,
ganz so, als ob wir ewiglich
im Jetzt und Hier zusammen wären.
Zum Schluss finden Sie hier noch ein kleines Hoffnungsgedicht. Und, weil ein Abschied auch mal wütend machen kann, ein Wutgedicht.
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
Rilke, Abschied
2 Gedanken zu „Gedichte zum Abschied“
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